PEGASUS-Workshop: Viel gelernt zur mentalen Gesundheit
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„Schließt alle Eure Augen, nehmt ein paar tiefe Atemzüge und beobachtet Eure Gedanken und Gefühle.“
So startete der PEGASUS-Workshop, welchen unsere Religionskurse der J2 im ev. Gemeindehaus in Kirchfeld besuchten. Gemeinsam mit unseren Lehrerinnen und zwei Coaches, Alexandra und Simon, verbrachten wir jeweils vier Stunden miteinander.
Am ersten Tag lernten wir, wie wir selbst unsere eigenen mentalen Probleme erkennen und was wir gegen diese tun können. Nach den bereits erwähnten 2 Minuten Selbstreflexion stellten wir uns alle der Reihe nach vor und erzählten von unseren Emotionen: die meisten waren müde, freuten sich aber auf die Abwechslung vom Schulalltag. Verboten waren dabei Ausdrücke wie „gut“ und „schlecht“, da es sich dabei um Wertungen und nicht um eine echte Beschreibung von Gefühlen handelt.
Im Anschluss daran machten wir einige Übungen, von denen uns eine ganz besonders gefiel. Auf dem Boden lagen vier Blatt Papier mit den Aufschriften „nie“, „manchmal“, „häufig“ und „immer“. Als Antwort auf nun gestellt Fragen sollten wir uns auf dieser Skala selbst einordnen. Es ging dabei um Fragen wie: „Wie oft werdet Ihr ehrlich gefragt, wie es Euch wirklich geht?“ oder „Wie oft fragt Ihr jemand anders, wie es ihm oder ihr wirklich geht?“. Es war sehr interessant, über sich selbst nachzudenken und zu sehen, wie andere sich einordneten. Darüber entstanden anschließend angeregte Gespräche.
Wir probierten noch weitere Spiele und sprachen mit den Coaches darüber, was mentale Gesundheit für uns bedeutet. Dabei war es uns besonders wichtig, dass Gesundheit nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern wirkliches Wohlbefinden bedeutet.
Zudem lernten wir verschiedene Ursachen für mentale Probleme kennen, wie z.B. Isolation, Stress und zu hoher Medienkonsum.
Im Anschluss an diesen intensiven Vormittag folgte ein gemeinsames Frühstück, wozu jeder etwas mitgebracht hatte. Auch hier gingen die Gespräche weiter über das, was wir erfahren hatten.
In der zweiten Hälfte des Tages sahen wir uns einen kleinen Film über Depressionen an. Darin wurden Symptome sowie verschiedene Behandlungsweisen erläutert. Anschließend thematisierten wir verschiedene Umgangsmöglichkeiten mit Menschen, welche an Depressionen leiden. Dazu untersuchten wir in kleinen Gruppen die Profile berühmter Personen, welche an verschiedenen mentalen Schwierigkeiten leiden oder gelitten haben. Wir betrachteten die Schwierigkeiten genauer und auch wie die jeweilige Person damit umging. Wir überlegten außerdem, was diese Person zusätzlich hätte tun können.
Am Ende dieses ersten Tages stellten wir uns noch eine Art Notfallkoffer zusammen. Hierin befanden sich Dinge, die wir in schweren Zeiten zur Hilfe nehmen können. Dazu gehören: über die Probleme sprechen, sich gut um sich selbst kümmern, Sport machen, rausgehen und natürlich professionelle Hilfe suchen. Damit fand Teil 1 unseres Workshops ein erfolgreiches Ende.
Genau eine Woche später fanden sich die Religionskurse mit ihren Lehrerinnen sowie den beiden Coaches erneut im Gemeindehaus Kirchfeld zusammen.
Während draußen der Wind tobte, wurden wir, ähnlich wie in der vergangenen Woche, dazu aufgefordert, zur Ruhe zu kommen. Dabei lautete die Aufgabe, dass wir in uns hineinhören sollten, um zu erkennen, wie es uns gerade wirklich geht. Was sich dabei vom letzten Treffen unterschied, war die erhöhte Dauer der Selbstreflexion auf 5 Minuten.
Nach dieser Zeit verteilten die beiden Coaches Postkarten mit verschiedenen Motiven in der Mitte unseres, Stuhlkreises. Von diesen durften wir im Anschluss eine heraussuchen, die entweder zu unserer Stimmung passte oder uns besonders gefiel. So gab es auch Postkarten, die von verschiedenen Mitschülern geteilt wurden, da diese sich mit den abgebildeten Motiven identifizieren konnten.
Nachdem alle ihre Karten ausgesucht hatten, stellten wir reihum die jeweils ausgesuchten Karten vor und erzählten dazu, warum wir sie ausgewählt haben und wie es uns gerade geht. Wertende Ausdrücke wie „gut“ oder „schlecht“ sollten dabei wieder vermieden werden. Als Ergebnis gab es einen bunten Mix an Gefühlen. Von dem immer präsentem „müde“, über „Betrübtheit“ durch das Wetter bis hin zu „in freudiger Erwartung“ war die Skala breit gefächert. Dies spiegelte sich auch in der Wahl der Postkarten wider, wo als weiterer großer Punkt die Vorfreude auf den Urlaub und die damit verbundene Reiselust hervorging.
Im Anschluss an diese Runde wiederholten wir das, was wir bereits die Woche zuvor gelernt hatten und behandelten daraufhin ein neues Thema. Als Einleitung dazu sichteten wir einen kurzen Film über das Thema Angststörungen. Hierbei wurden etwa die Symptome, Ursachen und möglichen Behandlungsweisen in den Fokus gebracht. Im Nachgang besprachen wir in der großen Gruppe, worauf man im Umgang mit diesen Personen achten müsse. Heraus kam, dass man diese Personen ernst nehmen, Sensibilität zeigen und ängstigende Situationen vermeiden muss, um eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.
Durch den Theorieblock erschöpft, konnten wir uns in der Pause erfrischen. Auch diesmal war der gemeinsame Frühstückstisch reich gedeckt, an dem sich alle bedienen durften.
Den letzten Teil des Workshops starteten wir erneut im Kreis. Diesmal war es die Aufgabe, eine Emotion vorzuspielen. Die Außenstehenden sollten dabei raten, um welche Emotion es sich dabei handelte. Wer diese richtig erriet, durfte selbst in den Kreis, um eine Emotion vorzuspielen. An den Resultaten konnten wir erkennen, dass es Emotionen gibt, die man sehr leicht erkennen kann, wie z.B. Freude oder Ekel. Auf der anderen Seite gab es jedoch auch Emotionen, die sich nur schwer bestimmen ließen. Zu diesen gehörten etwa Neugier, aber auch Gefühle wie Niedergeschlagenheit.
Daraufhin erfolgte eine Gruppenarbeit, in der man aus einzelnen Wörtern Sätze bilden musste. Hier ergaben sich Sätze wie „Aus der Klapse kommt man verrückter, als man reingekommen ist.“ In der folgenden Runde wurde dann besprochen, warum ein Satz wie dieser die Wirklichkeit mehr verzerrt als abbildet.
Am Ende des Tages befassten wir uns erneut mit dem Thema der mentalen Gesundheit. Während wir die Woche zuvor Methoden angeschaut hatten, die unserem eigenen Wohlbefinden behilflich waren, fokussierten wir uns dieses Mal auf die Gesundheit der anderen. Dabei lernten wir das „ROGER-Prinzip“ kennen. Dieses ist eine Art Anleitung, wie man Menschen, die zurzeit durch eine Krise gehen, helfen kann. Dazu erklärt es, wie man eine Situation einschätzen, offen kommunizieren und Unterstützung geben kann. Und somit ging auch dieser lehrreiche Tag zu Ende.
Zusammenfassend können wir behaupten, durch den PEGASUS-Workshop viel gelernt zu haben. Schließlich war von der eigenen bis hin zu der mentalen Gesundheit der uns Umstehenden vieles dabei. Es hat uns ebenfalls klargemacht, wie häufig eine psychische Erkrankung auftreten kann und dass diese schlimmstenfalls von außen nicht erkennbar ist. Bemerkenswert ist, dass die uns beigebrachten Tipps jetzt schon durchgeführt werden. So wurde in letzter Zeit nicht nur die Floskel, sondern auch vermehrt die ernst gemeinte Frage „Wie geht es dir?“ gestellt. In Anbetracht dessen können wir feststellen, dass das PEGASUS-Projekt genauso lehrreich wie erfolgreich war.
Lina Hatz, Leon Liu, Lovis Kuhn J2