Gottesdienst zu Talenten: "In euch steckt so viel mehr"
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Wer hat schon einmal Sportlerinnen und Sportler während eines Gottesdienstes in Aktion erlebt – Badminton oder Volleyball spielend? Und in was für einem Gottesdienst ertönt „We are the champions“ von Queen? Möglich ist das, wenn ungewöhnliche Menschen ungewöhnliche Ideen haben und wenn sie die Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen kennen und ihnen den Weg zu Gott auf ihre Art und Weise zeigen möchten. „Zwischen Europameisterschaft und Olympia: Gott hat uns Talente geschenkt“ war der Titel des Schuljahresabschlussgottesdienstes am Gymnasium Neureut. Gestaltet und kreiert hatten die ungewöhnliche Veranstaltung die Religionslehrerin Claudia Klant, der Religionslehrer Ralf Kirschke und Pfarrer Pascal Würfel. Unterstützt wurde dieser schöne Abschluss von der Schulband unter Leitung von Anja Eckert. Natürlich verlangte dieser Gottesdienst auch nach einem etwas anderen Ort. Und so sah man auf dem Osthof des Schulzentrums Neureut zahlreiche Schülerinnen und Schüler neben Kolleginnen und Kollegen auf den Stufen des Rondells sitzen, während im Innern für einige Minuten Sport gemacht wurde und die Trainierenden anschließend zu ihrer Motivation, den schönen Momenten im Sport, aber auch zu ihren Durchhängern interviewt wurden.
Dass jeder Mensch Talente hat, auch wenn das Schulzeugnis nicht gut ausgefallen ist, wollte dieser Gottesdienst zeigen. „Gott ist es nicht so wichtig, ob da eine 2 im Zeugnis steht“, so Pascal Würfel. „´Halt an deinen Träumen fest´ sagt Gott zu allen“. Vielleicht seien die Fähigkeiten in ganz anderen Bereichen zu finden – im Sport oder in persönlichen Kontakten. Vielleicht könne jemand die Menschen um sich rum besonders gut glücklich machen. „In euch steckt so viel mehr“, betonte Pascal Würfel. Damit sie das auch glaubten, durften sich alle ein „Was-ich-dir-zutraue“-Zeugnis von ihren Schulkameradinnen und -kameraden ausstellen lassen. Vom Mut-machen bis zum Abenteuer-erleben und Gute-Laune-verbreiten waren in diesem ungewöhnlichen Zeugnis außergewöhnliche Merkmale aufgeführt.
Auch wenn in der Bibel zum Thema Sport nichts steht, wie Ralf Kirschke betonte, so findet sich dort das „Gleichnis von den anvertrauten Talenten“. Gott, so will uns das Gleichnis sinngemäß sagen, gibt den Menschen Talente – natürlich nicht allen die gleichen und auch nicht allen gleich viele. Gott aber erwartet, dass wir mit diesen Talenten etwas vollbringen, dass wir sie „vermehren“, in dem Sinne, als wir etwas Gutes und Sinnvolles mit ihnen anstellen.
Auch die Fürbitten in diesem Gottesdienst handelten von Leistung, Leistungsdruck und Stress jedweder Art und dem Wunsch, ihm für eine Weile zu entkommen. „Wir bitten dich: Schenke uns Erholungsplätze und Erholungszeiten, wo wir einfach nur mal Zeit haben für uns“, hieß es da. Auch Schicksalsschläge und schlimme Nachrichten mussten viele Schülerinnen und Schüler, aber auch – mit dem Tod von Andreas Lange – die ganze Schule verkraften. Da wurde die Bitte an Gott geäußert, eine Weile frei von schlechten, Kraft raubenden Nachrichten sein zu dürfen, um „wieder mit neuer Hoffnung und mit neuem Glauben an das Gute erfüllt zu werden“.
Und bevor Claudia Klant den Segen gab und Ralf Kirschke den Gottesdienst mit einer Trillerpfeife „abpfiff“, wünschte sich die Schulgemeinschaft wie in jedem Jahr in einem Lied etwas, das bei all den schlechten Nachrichten keinesfalls als selbstverständlich angenommen werden darf: „Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott dich fest in seiner Hand“. (mh)