Ein kleines zerbrechliches Wesen bringt Licht in die Welt
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In einer Welt der Unvollkommenheit vollkommen zu sein, ist nicht nur unmöglich, das Streben danach ist auch zermürbend und macht traurig. Das Internet und soziale Medien aber suggerieren, dass es möglich ist, das perfekte Leben zu haben, perfekt auszusehen – und: ein vollkommenes Weihnachtsfest zu feiern. „Schief, aber schön – Advent in der Unvollkommenheit“ lautete denn auch der Titel des Weihnachtsgottesdienstes, den die Schulgemeinschaft des Gymnasiums Neureut wie in jedem Jahr in der Kirche St. Judas Thaddäus feierte. „Manchmal zeigt sich gerade in den Momenten, die nicht perfekt laufen, die wahre Bedeutung dieses Festes“, so Religionslehrerin Lena Beisel bei der Begrüßung im voll besetzten Gotteshaus. Zusammen mit der Lehrerin Eva-Maria Suwelack sowie Pfarrer Pascal Würfel hatte sie diesen abwechslungsreichen und feierlichen Gottesdienst gestaltet – musikalisch umrahmt von der Band des Gymnasiums unter Leitung von Anja Eckert und der Singklasse der 6b unter der Leitung von Myrto Zarzalis.
Was der Titel des Gottesdienstes „Schief, aber schön“ mit Jesus und Weihnachten zu tun hat, zeigte sich in dem kleinen Anspiel, das den unperfekten Weihnachtsbaum zum Thema hatte. Fünf Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse suchen darin in ihrem Schulhaus nach einem Platz für einen Weihnachtsbaum, der schief und krumm und kratzig ist. Hinzu kommt, dass in dem Schulhaus Bauarbeiter unterwegs sind. Nirgendwo gibt es ein ruhiges Plätzchen. „Wisst ihr, ich finde der Baum – das alles hier – hat so was Ehrliches“, meint eine Schülerin nach ein paar Momenten der Frustration nachdenklich. Die Gruppe kommt zu dem Schluss, dass die mangelnde Perfektion genau das Besondere ausmache und dass auch die Menschen nicht perfekt sein müssten. „Gott kommt in diese unperfekte Welt: wird als kleines Kind in einem schäbigen Viehstall geboren. Das ist alles andere als perfekt.“, meint einer der Achtklässler. „Und er begegnet uns so, wie wir sind, mit unseren erfüllten und unerfüllten Wünschen“.
Und dass ganz viele der Schülerinnen und Schüler schon erlebt haben, dass an Weihnachten Dinge alles andere als perfekt laufen, zeigte sich an der großen Teilnehmerzahl bei der Mitmachaktion „Unperfekte Weihnachtsmomente“. Kleine Zettel durften geschrieben und in die schöne hölzerne Krippe gelegt werden.
Auch der Inhalt der Fürbitten zeigte bei diesem Gottesdienst den Unterschied zwischen Oberfläche und Perfektion auf der einen, Wesen und Tiefe auf der anderen Seite. Fehler und Missverständnisse anzunehmen und ihnen mit Liebe zu begegnen – das war eine der Bitten. Eine weitere, den guten, richtungsweisenden Stern in unserem Leben zu erkennen, die Bitte an Gott, den Weg zu ihm und zu anderen Menschen zu finden. Auch für diejenigen, die das vermeintlich perfekte Leben haben – Besitz und Erfolg, wurde gebetet. Offenheit und die Sehnsucht nach Wahrheit und Liebe, nach Erfüllung, mögen sie begleiten. Gottes Liebe und Licht soll in diesen Tagen aber vor allem jenen Hoffnung und Trost schenken, die krank sind, Probleme haben oder trauern. „In die Dunkelheit und Unvollkommenheit unserer Welt kommt Jesus als Licht, das uns Hoffnung schenkt“, so die Fürbitte. Und eigentlich drückt das auf eine ganz besondere Art und Weise Vollkommenheit aus: Ein kleines, zerbrechliches Kind in einer hölzernen Futterkrippe bringt Liebe, Licht und Hoffnung in die Dunkelheit und Unvollkommenheit der Welt.
Wir wünschen der gesamten Schulgemeinschaft ein frohes, hoffnungsvolles und friedvolles Weihnachtsfest. (mh)