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Basiskurse Deutsch - Theaterbesuch Woyzeck

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Zuvor hatten die Schülerinnen und Schüler das Drama „Woyzeck“ im Unterricht ausführlich behandelt und am Vortag eine Klausur darüber geschrieben. Dementsprechend war ein Großteil des für die Klausur angeeigneten Wissens noch präsent.

So war allgemein bekannt, dass der 1813 im Großherzogtum Hessen geborene Georg Büchner politisch sehr aktiv war und sich gegen das politische Klima seiner Zeit stellte. Seine Gesellschaftskritik spiegelt sich auch in seinen Werken wider, beispielsweise in „Dantons Tod“ und eben auch in „Woyzeck“. Letzteres verfasste er Ende 1836, konnte es jedoch aufgrund seines frühen Todes 1837 nicht vollenden. 

Da es keine feste Anordnung der Szenen gibt, existieren verschiedene Fassungen des Dramas. Diese Möglichkeit, Szenen frei anzuordnen, wurde auch in der Theaterinszenierung deutlich, da die gezeigte Version in Teilen von der im Unterricht behandelten abwich. Doch nicht nur die Szenenanordnung blieb in Erinnerung. 

Bereits vor Beginn des Stückes befanden sich Marie und Woyzeck auf der Bühne, was sofort Aufmerksamkeit erregte. Dabei fiel besonders ihre moderne Kleidung auf: Marie trug ein Oberteil, das man eher auf einer Party erwarten würde. Auch die anderen Figuren waren modern gekleidet, so wurde der Hauptmann kurzerhand als Golfspieler dargestellt, der mit seinem Schläger hantierte. Auch die Kinder, welche die Rolle von Andres übernahmen, hatten Patches auf ihrer Kleidung aufgenäht.

Die Kleiderwahl wurde in der anschließenden Fragerunde, in der wir den Darsteller*innen unsere persönlichen Fragen stellen konnten, damit erklärt, dass man sich bei der Entwicklung des Theaterstückes für eine moderne Setzung entschieden hatte. Dabei sollte jedoch auch die in „Woyzeck“ vorhandene soziale Abgrenzung der Schichten berücksichtigt werden. So etwa die Trennung zwischen der Ober- und Unterschicht, aber auch die Unterscheidung zwischen Erwachsenen und Kind.

Das Bühnenbild spiegelte ebenfalls die moderne Interpretation wider. Vom Panzer aus Pappe, in dem eine Konfettikanone versteckt war, bis zum Auto, welches im Pool stand, war das Bühnenmaterial sehr von der heutigen Zeit geprägt. Der nach unten ausgerichtete Papp-Panzer verdeutlichte dabei den Konflikt zwischen den sozialen Schichten. Das Auto im Pool hingegen symbolisierte die Sehnsucht, der eigenen Situation zu entfliehen, wobei die Begrenzung des Pools dies unmöglich machte. Eine Metapher, die besonders auf Marie zutrifft, die der Gesellschaft nicht entkommen kann.

Diese Gesellschaftskritik wurde auch an anderen Stellen wieder aufgegriffen. Ein Beispiel dafür ist das, was auf der Bühne geschah, bevor das Theaterstück anfing. Denn Marie und Woyzeck, die bereits auf der Bühne waren, zeigten innige Zuneigung. Dabei ließen sie sich nicht von dem Geschehen um sie herum ablenken. Dies unterstrich, dass die Beziehung zwischen den beiden zunächst funktionierte, sie jedoch schlussendlich an den Einflüssen von außerhalb zerbrach.

Im gesamten Stück wurde fast ausschließlich Originaltext von Büchner verwendet, sodass die Schauspieler kaum Fremdtext nutzten - bis auf den Tambourmajor, dessen Darsteller den Büchner-Text verstaubt fand und ausschließlich Fremdtext gebrauchte. Unter anderem sorgten seine unerwarteten Ausrufe dabei für Geschmunzel unter den Zuschauern.

Doch nicht nur diese Szenen blieben im Gedächtnis. Viele Momente der Aufführung waren beeindruckend und sorgten für Erinnerungen, die nicht so schnell in Vergessenheit geraten werden. 

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Theaterbesuch eine spannende und bereichernde Erfahrung für die beiden Deutschkurse war. Die moderne Setzung bot neue Perspektiven auf Büchners Drama und regte zum Nachdenken an. Somit können wir im Namen der Deutschkurse behaupten, dass der Theaterbesuch ein voller Erfolg war.

Leon L. & Lovis K., J2