Abitur 2025: „Applaus, Applaus“ für einen ganz besonderen Jahrgang
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Wohl kaum ein Abiturjahrgang der vergangenen Dekaden wurde in eine so fragile und unsichere Welt entlassen wie der diesjährige: Kriege und die Klimakrise, Radikalisierung, Polarisierung und Abschottung prägen die Gegenwart. Was also braucht die Welt? Kluge, kritische Köpfe sind gefragt, die mit ihrem Wissen und Weitblick, ihrer Sozial- und Kommunikationskompetenz die Welt zu einem etwas besseren Ort machen. Der Abiturjahrgang 2025 des Gymnasiums Neureut hat das Zeug dazu. Beeindruckt und stolz zeigte sich Schulleiterin Eva Gröger-Kaiser von den Leistungen, die die 57 Absolventinnen und Absolventen mit bestandenem Abitur gezeigt haben. Bei einem Gesamtschnitt von 2,17 steht bei 22 Schülerinnen und Schülern eine 1 und bei 31 eine 2 vor dem Komma. Vier Schüler erreichten den Traumschnitt von 1,0 und die Zahl der Preise in zahlreichen Fächern ist enorm. Aber die durch Zahlen und Noten messbaren Leistungen allein sind es nicht, die diesen Jahrgang am Gymnasium Neureut so besonders machen.
Ein Beispiel: Der Grundkurs Musik mit einer Vielzahl kluger Köpfe hat sich kurzerhand unter der Leitung von Anja Eckert zu einer Band – der „Jot2-Band“ – umbenannt und erfreute bei zahlreichen Konzerten und Schulveranstaltungen die Zuhörerschaft, auch bei der Abiturfeier in der Badnerlandhalle – freiwillig, engagiert und ohne Notendruck.
Ein weiteres Beispiel, dieses Mal für soziales Engagement: Kimon Heinrich. Der Abiturient hat sich viele Jahr in der SMV engagiert, sich eingebracht und mitgedacht, vor allem aber hat er nahezu alle großen Schulveranstaltungen mit der Kamera begleitet, der Homepage Schmuckbilder geliefert und „mit seinem ruhigen verlässlichen Wesen gezeigt, dass man auch ohne laute Worte sehr viel bewirken kann“, wie Harald Denecken, stellvertretender Ortsvorsteher von Neureut bei der Verleihung des Sozialpreises der Ortsverwaltung Neureut an Kimon Heinrich betonte.
Aber natürlich spielen auch die schulischen Kompetenzen eine Rolle, um naturwissenschaftlich und „humanistisch fundiert mit Quellen zu arbeiten, in Gruppen zu diskutieren, zu argumentieren und im besten Fall einvernehmlich oder auch im Kompromiss zu gemeinsamen Lösungen zu kommen“, betonte Eva Gröger-Kaiser. All das hätten die Schülerinnen und Schüler in ihrer Laufbahn am Gymnasium Neureut gelernt. Und all das sei in Zeiten „falscher Fakten und absurder Wahrheiten“ besonders notwendig. Was vermögen und sollen wir als Einzelne leisten, um gegen die Klimakrise und nachhaltig zu handeln? Das war die Frage, der sich die Schulleiterin in ihrer Rede widmete. „Hilfreich ist es, sich auf das Positive zu konzentrieren, sich die Welt so vorzustellen, wie sie im Optimalfall aussehen würde – und dieses Bild als Motivation zu nehmen“, so ihre Idee. Das helfe beim Engagement für das Klima, dem Engagement für die Zukunft. „Wir leben auf Pump der nachfolgenden Generationen, wenn wir uns nicht nachhaltig verhalten“, mahnte sie und ermunterte die Absolventinnen und Absolventen: „Zieht mit Zuversicht und Leidenschaft hinaus ins Leben“.
Was bedarf es, um die Krisen der Welt zu lösen? Neben vielem anderen ist es eine gelungene Kommunikation. „Sie schafft Beziehungen und schlichtet Konflikte“, so Lina Hatz, die diesjährige Trägerin des Scheffelpreises, die sich in ihrer klugen und tiefgängigen Rede mit der Rolle von Kommunikation und Sprache befasste. Im Augenblick scheine die „Politiklandschaft vergessen zu haben, worin ihr eigentlicher Zweck besteht“: im Verhandeln und Unterstützen an Stellen, an denen Hilfe nötig sei. Die Preisträgerin plädierte für ein friedvolles Zusammensein mit einem Leben in Würde und Sicherheit. „Wir halten den Schlüssel zu dieser Form der Gesellschaft in Händen“, ermunterte Lina Hatz ihren Abiturjahrgang. Die Sprache könne hier eine Brücke sein zwischen Jung und Alt, Groß und Klein, zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen und zwischen unterschiedlichen Meinungen. „Wir sollten diese Brücke nutzen“.
Trotz der ernsten Themen an diesem Abend – durch das Programm führten übrigens charmant und kompetent Leon Liu und Sophia Luft – blieb all das, was diesen Jahrgang neben den guten Leistungen auch ausmacht, nicht auf der Strecke: das Leichte, Lässige und Lockere, Witz und Humor. Und als die Zeugnisse ausgeteilt und die Preise vergeben waren, taten die Abiturientinnen und Abiturienten das, was junge Menschen tun sollten, die sich nach 12 Jahren Schule auf die Welt da draußen freuen: Sie feierten sich selbst. Die „Jot2-Band“ tat noch einmal mitreißend ihren Dienst und spielte – wie könnte es anders sein – den Song der Sportfreunde Stiller: „Applaus, Applaus“. (mh) (Fotos: Kimon Heinrich, Herr Heinrich, Antje Maisch)
=> Hier finden Sie die Scheffelpreis-Rede von Lina















